Nachdem wir die letzten Tage fast nur Wasser unter uns hatten, ging es mit vier Rädern unter dem Hintern auch weiter in den Norden. Cape York war das Ziel für die nächsten Tage. Angefangen mit kleinen Bächen, besteigbaren Bäumen bis hin zu Wasserfällen gab es wieder eine Menge zu sehen und hautnah zu erleben. In einigen Flüssen haben wir uns aber doch nur mit dem Boot rein gewagt, da es dort schon das ein oder andere Krokodil zu sehen gab. Natürlich wollten wir die beeindruckenden Tiere aus der Nähe sehen, doch nur mit Badehose bekleidet im Wasser zu stehen, wäre dort ne Nummer zu heftig. Denn von ein paar Monate alten Krokodilen bis hin zu vier Meter langen Urzeitmonster war alles vertreten. Auch wenn keins auf uns zu geschwommen ist und das Boot fast versenkt hätte, war es doch sehr unterhaltsam.
Weiter ging es in den Regenwald der bis direkt an den Strand reicht. Dort haben wir auch den restlichen Nachmittag und die Nacht verbracht.
Kaum aufgestanden, ging es weiter entlang der sandigen Straßen, wo es immer wieder den ein oder anderen Fluss zu überqueren gab. Das ganze reicht von kleinen Bächen, die scheinbar schon kurz vorm austrocknen sind, bis hin zu etwas größeren Flüssen, die man nach ersten Einschätzungen nicht passiert hätte.
Doch wenn uns ein anderer 4WD durch den Fluss entgegen kommt, wird wieder ein wenig Motivation geweckt. Aber wir haben doch den Fahrer gefragt, ob wir mit unserem Auto und deren Gewicht durchkommen würden. Seine Antwort war ein ganz klares „Ja“. Daraufhin haben wir es glatt versucht, und sind ohne Probleme und trockenen Fußes/Innenraum durchgekommen.
Solche Straßenverhältnisse waren fast ausschließlich dort oben vor zu finden. Aber wir haben es ohne Pannen oder anderer Schäden wieder zurück nach Cairns geschafft, wo wir uns für die Zeit dort etwas Luxus gegönnt haben. Dieser von mir hier genannte Luxus bestand aus Betten in einem Hostel. Da die Stadt nicht wirklich viel Interessantes für uns zu bieten hatte, haben wir es uns dort bei angenehmen 26 Grad auf den Wiesen vor der Lagune gemütlich gemacht. Jetzt aber nicht allzu viel darunter vorstellen. Damit ist nur ein großes kostenloses Schwimmbecken gemeint.
Das ganze gibt es deshalb, da dort je nach Saison die einen oder anderen giftigen Quallen im Meer vor der Nordküste Australiens herum schwimmen.
Nach dem Aufenthalt dort ging es zu unserer bis dahin größten Strecke. Denn zwischen Cairns und Alice Springs lagen „nur“ knappe 2300 Kilometer. In dieser Zeit passierten wir jede Menge kleine verschlafen Dörfer und kamen an dem ein oder anderen National Park vorbei. Ansonsten waren links und rechts von uns nur ebene Landschaften ohne wirkliche Berge.
Das einzige was es gab, war entlang der Straße die ein oder andere Erhebung, wo es immer spannend war, was sich dahinter verbirgt. Doch man bekam fast immer das selbe zu sehen, was die letzten hunderte von Kilometer auch schon zu sehen war: unendliche Weiten mit dem einen oder anderen Baum.
Dieses ewig flache Land hatte auch etwas richtig schönes. Wir konnten dort jeden Morgen die Sonne direkt beim Aufgehen beobachten. Genau dort, wo sich Himmel und Erde immer küssen. Und diese Farbspiele waren jeden Morgen immer wieder andere, so dass kein Aufgang dem anderen glich. Es gab keine Berge oder Häuser, die im Weg standen.
Nach vier Tagen haben wir auch endlich Alice Springs erreicht. Von wo aus es aber gleich in Richtung Uluru ging.
Vorher aber machten wir uns auf den Weg in Richtung Kings Canyon, wo es in der ersten Nacht richtig ungemütlich wurde. Denn dass es in mitten Australiens eine Unmenge an Mäusen gibt, haben wir nirgends gehört.
Wären es nur Mäuse, die uns dort auf den Straße schon immer vor oder unter die Räder gelaufen sind, hätten wir sicherlich kein Problem mit ihnen gehabt. Doch wer uns Nachts ins Auto klettert, durch die Karosserie immer wieder von hinten nach vorne rennt und zu allem Übel noch unser Essen anfrisst, bekommt es mit mir zu tun. Denn so etwas kann schon verdammt nerven und einen um den Schlaf bringen.
Da man, wie eben erwähnt, nicht wirklich richtig schlafen kann, da sie Nachts sogar über einen rüber laufen, habe ich mich dazu entschlossen ein paar zu fangen. Natürlich ist es mir klar gewesen, dass ich sie nicht alle zu fassen bekomme, doch die ein oder andere Maus wollte ich schon mal sehen und zwischen die Finger bekommen.
Als Köder dienten Sojakräcker, die zwischen die beiden Vordersitze verteilt wurden. Dann wurde mit der Taschenlampe darauf geleuchtet und gewartet. Es verging auch keine Minute, da hat sich die erste Maus blicken lassen, um sich an den Ködern zu bedienen.
Erst mal in ruhe fressen lassen, damit sie sich sicher fühlen und dann zuschnappen. Somit hatte ich die ein oder andere Maus bekommen. Doch bevor ich mich entschied wieder schlafen zu gehen, wollte ich noch eine Maus fangen. Also habe ich wieder die Kräcker verteilt und gewartet.
Schon kam auch wieder die erste Maus. Und kurz darauf war sogar noch eine weitere Maus mit von der Partie. Scheinbar hat es der anderen Maus nicht ganz so gefallen, denn sie haben sich auf einmal in der Wolle gehabt. In diesem Moment habe ich auch zugeschnappt und hatte gleich zwei Mäuse in der Hand. Mit diesem Erfolg und stolz geschwellter Brust habe ich mich wieder in Ruhe schlafen gelegt.
Am nächsten Morgen war auch der Kings Canyon dran gewesen. Entlang und abseits der Wege ließ es sich wunderbar an Abhängen sitzen und die Beine baumeln lassen. Aber auch das Klettern ist dort nicht zu kurz gekommen. Einmal war ich sogar an einer Stelle, wo ich entweder zurück (… es gibt kein Zurück – das kannst du dir gleich aus dem Kopf schlagen) … Na ja, da blieb mir also nur das Springen übrig. Ungefähr eineinhalb Meter vor mir war die nächste Steinplattform dazwischen ging es etwas steil die Schlucht hinab. Da es einen Film namens 84 Stunden (oder so ähnlich) schon gab, hätte ich nichts davon gehabt das selbe zu erleben. Denn spätestens beim Versuch die Geschichte zu verkaufen, wäre ich auf Ablehnung gestoßen. Eigentlich auch nachvollziehbar, denn 84 Stunden Teil 2 würde sicherlich nicht wirklich gut ankommen.
Somit habe ich auch gleich meinen Rucksack vor geschmissen und bin mit einem großen Satz gesprungen. Wenn ich mit dem Rucksack gesprungen wäre, wäre es nur zu einem, in den Schubladen Hollywoods verschwundenen, zweiten Teil gekommen. Wie es ausgegangen ist, könnt ihr euch sicherlich denken. Schließlich lest ihr hier gerade etwas von mir. Oder schreibt das ganze doch nur Michael für mich. Denkt mal einfach drüber nach.
Nach Kletter- und Sprungerlebnissen ging es zum Uluru (oder auch als Ayers Rock bekannt). Am späten Nachmittag endlich angekommen, hatten wir gleich einen wunderschönen Anblick auf den Berg, der von der langsam untergehenden Sonne in den verschiedensten Rottönen angestrahlt wurde.
Nachdem wir die Nacht wieder irgendwo im Nirgendwo verbracht haben, hieß es vor Sonnenaufgang: Ab zum Uluru, um uns ihn auch mal bei Sonnenaufgang anzuschauen.
Und das war es auf jeden Fall wert. Wieder ging die Sonne bei wolkenfreiem Himmel direkt am Horizont auf.
Nach dem Frühstück beim Sonnenaufgang vor dem Uluru ging es weiter zu den ungefähr vierzig Kilometer entfernten Olgas. Dort gab es auch wieder mal einiges zu Klettern. Man sagt von den Bergen, dass sie von der Ferne aussehen wie ein Frauenkörper. Doch als wir einen weiteren Sonnenuntergang genau zwischen dem Uluru und den Olgas genießen wollten, habe ich etwas ganz anderes gesehen als einen Frauenkörper. Ich sage nicht wen ich gesehen habe, doch vielleicht kommt ihr darauf, wenn ihr euch das Bild anschaut. Über Vorschläge würde ich mich freuen.
Nachdem auch dieser Tag sich dem Ende neigte, ging es am frühen Morgen auf direktem Wege zurück nach Alice Springs. Einige Kilometer vorher haben Michael und ich uns einen Baum ausgesucht, auf dem wir unsere komplett durchgetretenen Schuhe eine letzte Ruhestätte gegeben haben. Wenn ihr also mal daran vorbei fahren sollten, richtet ihnen schöne Grüße aus und vielleicht habt ihr ja etwas Gesellschaft für sie.
Endlich wieder in einer Stadt angekommen, haben wir unserer gesamten Wäsche eine Kur gegönnt. Während wir darauf gewartet haben, dass sie fertig wird, trafen wir einen Mann. Dieser sammelt einsame Kängurubabies, die noch in den Beuteln ihrer toten Mutter sind, nachdem sie auf der Straße angefahren wurden. Diese nimmt er mit auf seine Farm, wo er sie aufpäppelt. Aber er fährt damit auch zu Schulen um dort Aufklärungsarbeit zu betreiben. Denn wenn ein totes Känguru auf der Straße liegen sollte, kann es durchaus sein, dass ein Baby noch im Beutel ist und lebt. Dann gilt es nämlich darum es zu retten.
Eins hat er sogar dabei gehabt, was ich auch auf den Arm nehmen durfte. Warum auch immer, fand es mein Gesicht irgendwie so toll, dass es mich einfach mal ablecken musste.
Nach unserem gemeinsamen Abschiedsessen am Abend ging es für mich am nächsten Tag auch zum Flughafen, von wo aus meine Maschine nach Melbourne ging.
Jetzt fragt sich der ein oder andere, was ich denn wieder in Melbourne mache. Hat der etwas vergessen, können die vier nicht mehr miteinander oder hat er einfach wieder Heimweh zu dieser doch so schönen Stadt?
Nichts davon ist der Fall, obwohl ich diese Stadt wirklich lieben gelernt habe.
Ich sitze jetzt in Melbourne in einem Café, genieße das wunderschöne sonnige Herbstwetter, die Blätter, die von den Bäumen fallen und meine letzten Tage in Australien. Denn dann geht es für mich in einem 42 Stunden Marathon wieder zurück nach Berlin.
Ja, ihr habt richtig gelesen: I’m coming home!!!
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