Spät in der Nacht in Mersing/Malaysia angekommen, ging es gleich früh wieder weiter. Schließlich durften wir die Fähre um 10 Uhr nach Tioman Island nicht verpassen. Außerdem brauchten wir auch noch Bargeld. Doch das hat sich schwieriger dargestellt als gedacht. Die ersten beiden Automaten haben Lutz mit seinen zwei Karten keinerlei Bargeld ausgespuckt. Das war zwar komisch, doch wir hatten ja noch einen weiteren Versuch am Automaten beim Fährterminal. Diesmal war auch ich mit meinen beiden Karten dabei. Irgendeine müsste doch funktionieren. Fehlanzeige! Alle vier Karten wurden nicht akzeptiert. Nun hatten wir ein Problem. Schließlich konnte die „Natur-Kurtaxe“ für die Insel nur in bar entrichtet werden. Nun war guter Rat teuer. Aber Lutz hatte noch 35 Euro in bar bei sich. Noch zwei Stunden früher hätte ich ihn dafür komisch angeschaut. Doch jetzt war es die Rettung, da sie uns das gewechselt haben. Mit dem restlichen Geld kommt man aber nicht wirklich weit, da Kartenzahlung nicht so verbreitet ist. Die Einheimischen haben ihr eigenes digitales Bezahlsystem und Tioman Island ist nicht Kuala Lumpur mit jeder Menge Einkaufszentren, in denen Kreditkarten akzeptiert werden. In Malaysia kommt man als Tourist generell mit Bargeld am weitesten. Zum Glück befindet sich der einzige Geldautomat auf Tioman Island in Tekek, wo wir aussteigen mussten. Somit schöpften wir neue Hoffnung.
Nach der knapp zweistündigen Überfahrt in dem zu gut klimatisierten Boot bewegten wir uns in Richtung des Automaten. Und die Schlange davor zeigte erstmal, dass er funktionierte. Dass einige Leute offenkundig nicht aus Malaysia stammten und Geld ausgespuckt bekamen, ließ uns guter Dinge sein. Und so war es dann auch. Lutz kam mit einer Menge frisch gedruckter Geldscheine wieder, was uns den Start in Malaysia sehr erleichterte.
Von dem Geld konnten wir unter anderem auch das Pickup-Truck-Taxi nach Juara, welches auf der anderen Seite der Insel ist, bezahlen. Denn anders wären wir sonst nicht zu unserer Unterkunft gekommen. Denn Fähren legen auf der Ostseite schon lange nicht mehr an und zu Fuß wäre das ein schweißtreibender Tagesausflug geworden. Denn die einzige Straße führt mitten durch den Regenwald und hat ordentliche Steigungen, die nur allradbetriebene Autos schaffen.
An der Unterkunft angekommen, haben wir gleich unser Zimmer in Beschlag nehmen können. Beim Auspacken fiel Lutz auf, dass er sein Handy nicht mehr finden kann. Im Auto hatte er es noch gehabt. Somit ergab sich die Vermutung, dass er es wieder einmal im Urlaub verloren hatte. Ist ja nicht das erste Mal. Zum Glück hatte ich die Visitenkarte des Fahrers bekommen, so dass wir ihn anrufen konnten. Nach einigem Hin und Her hat er es in seinem Auto finden können. Somit trat wieder etwas Erleichterung ein, so dass wir uns entspannt ein wenig im Dorf umschauen und den nahezu menschenleeren Strand genießen konnten.
Am nächsten Tag wurden wir vom Meeresrauschen und der Sonne geweckt, die direkt ins Zimmer strahlte. Um uns etwas Abkühlung zu verschaffen, machten wir uns auf den Weg in den Dschungel. Dort gab es einen Fluss mit einem kleinen Wasserfall. Dort endlich angekommen, hätten wir gar nicht mehr reinspringen müssen, da wir eigentlich so aussahen, als wären wir gerade aus dem Wasser gekommen. Denn bei diesen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit ist ein zweistündiger Marsch sehr schweißtreibend. Im Vergleich zum warmen Meerwasser war der Sprung in den Fluss die ersehnte Abkühlung. Und das hatten wir auch vollkommen für uns alleine. Nach dieser wohltuenden Erfrischung ging es ganz entspannt zurück. In der Nacht wurde es dann fast sternenklar. Ich habe mich daher auch am Sternenhimmel erfreuen können. So viele ist man als Stadtmensch gar nicht gewohnt.
Irgendwann geht es natürlich auch mal weiter. Doch die Möglichkeiten, aufs Festland zu kommen, sind sehr überschaubar. Es fährt pro Tag nur eine Fähre zurück zum Festland. Und das auch schon morgens um 8 Uhr. Aus diesem Grund verbrachten wir den letzten Tag auf der Westseite in Tekek. Denn wenn man um 7 Uhr schon vor Ort sein muss, hatten wir keine Lust, vorher noch eine halbe Stunde mit dem Auto zu fahren. Das hat aber noch ein paar andere Vorteile. Dort bekommt man nach ein paar Schritten ins Wasser gleich ein großes Korallenriff geboten, wo die unterschiedlichsten Fische zu sehen sind. Das nutzten wir auch gleich aus. Schnappten uns Schnorchel, Taucherbrille und Flossen und tauchten einfach ab.
An diesem Abend konnten wir auch ganz entspannt vom Strand vor unserer Unterkunft aus den Sonnenuntergang genießen. So lässt es sich definitiv aushalten. Doch leider ging es am nächsten Tag früh raus. Und den Gedanken, dass der ganze Trip bis nach Kuala Tahan in Taman Negara gut 33 Stunden dauern würde, betrachteten wir einfach als kleine Herausforderung.
Die zweistündige Fahrt mit der Fähre überstanden, vertrieben wir uns irgendwie in Mersing die drei Stunden, bis es mit dem Bus weiter nach Kluang ging. Doch mit dem Nachtzug ging es von dort erst abends um halb elf weiter. Und die acht Stunden irgendwo mit dem Gepäck rumsitzen macht auch keinen wirklichen Spaß. Daher haben wir uns eine Kapselzimmerunterkunft in der Nähe des Bahnhofs gebucht. Dort konnten wir das Gepäck ablegen, duschen und noch etwas durch die Stadt schlendern, bevor es um halb elf mit dem Zug nach Jerantut ging. In Malaysia ist es sehr warm und feucht. Über eine Abkühlung freut man sich definitiv. Doch in dem Zug wurde es dem Anschein nach sehr arg übertrieben. Selbst mit langer Hose, Socken, Pullover, Mütze und Kapuze war mir immer noch sehr kalt. Keine Ahnung, wie viel Grad es in dem Zug waren, doch es war einfach nur zu kalt. Morgens um kurz nach fünf angekommen, war es noch stockfinster und die Stadt wie ausgestorben. Wir bewegten uns erstmal zu einem beleuchteten Park, wo wir darauf warteten, dass es langsam mal hell wird und wir vielleicht irgendwo was Kleines zum Frühstücken finden. Wir haben einen Laden gefunden, der nur Rotis verkauft. Das ließ mein Herz natürlich höher schlagen. Zusammen mit einem tierischen Tischgast ließen wir es uns schmecken. Gestärkt ging es nun mit einem Taxi ins gut 20 Kilometer entfernte Kampung Kuala Tembeling, wo wir bis 13 Uhr auf unser Jetty warteten, welches uns in zweieinhalb Stunden Flussfahrt aufwärts in den dortigen Nationalpark brachte. Auf dem Weg begegneten wir Wasserbüffeln und Fischottern.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir endlich am Ziel an. Den Rest des Tages stand absolut nichts mehr an. Was sehr entspannend, aber auch nicht allzu überraschend war. Denn in dem kleinen Dorf gab es nichts, was einen dazu bringen hätte können. Es gab aber interessanterweise einige Minimärkte dort. Im Vergleich zu Juara auf Tioman Island ist das schon erstaunlich. Somit war das Wasser und Eis definitiv gesichert.
Am nächsten Tag machten wir uns auf in den Regenwald. Immer entlang der vorgegebenen Pfade sind wir erst einmal über 500 Meter auf Hängebrücken gelaufen, bevor es dann weiter auf gut 330 Meter Höhe ging, um von dort oben die Aussicht über das Ganze zu genießen. Eigentlich ist der ganze Spaß mal ein Rundweg für jeden gewesen, doch ein Schild, welches sinngemäß sagte, dass man ohne einen erfahrenen Guide den anderen Weg nach unten nicht nutzen darf und man doch bitte wieder den Weg nutzen sollte, den man gekommen ist, verstieß aber glatt gegen unser Motto: Kein Weg zweimal. Da ich diesen Weg aber schon mal gegangen bin, habe ich mich kurzerhand zum Guide erklärt und die Sache war dann aus unserer Sicht rechtlich nicht mehr zu beanstanden. Unten dann am Fluss angekommen, durfte definitiv der Sprung ins kühle Nass nicht fehlen. Auch wenn wir schon vorher wieder mal aussahen, als kämen wir gerade aus dem Wasser.
Zurück im Resort angekommen, sind uns auf sämtlichen Reinigungswägen wieder die vielen Stofftiger aufgefallen, die wir auch im dortigen Restaurant und der Rezeption gesehen hatten. Als wir fragten, was diese eigentlich für eine Bedeutung haben, hieß es, dass sie als Affenscheuchen dienen. Denn Affen gab es dort schließlich zuhauf. An dem Abend konnten wir sie auch wieder beobachten, wie sie sich in ganzen Gruppen von Baum zu Baum über uns hinweg fortbewegten. Aber uns hat keiner der Affen beklaut, so dass wir uns mit fast vollzähligem Gepäck (Lutz musste nämlich bei der Ankunft feststellen, dass er seine Elektrozahnbürste in Kluang vergessen hatte) am nächsten Tag weiter in Richtung Cameron Highlands aufmachen konnten.
Lutz und sein Handy… ist schon ein running gag!
Aber schön, dass es gut ausgegangen ist. Der Bericht ist echt spannend und die Fotos sind weltklasse!
Vielen Dank!