Die vierte Etappe führte uns von den Whitsunday Islands weiter an der Ostküste nach Norden in Richtung Townsville, vorbei an endlosen Zuckerrohrfeldern. Townsville selbst ist mit seinen 150.000 Einwohnern eine der größeren Städte und markiert den Beginn des tropischen Nordens. Ab hier häufen sich Palmen und Bananenstaudenfelder, und die Temperaturen gehen tagsüber in Bereiche, in denen selbst das beste Deo versagt.

Da wir kurz vor Sonnenuntergang in Townsville ankamen, machten wir uns nach einem nicht allzu ausführlichen Stadtrundgang rauf auf den über 300 Meter hohen Stadtberg Castle Hill, der in der Stadtmitte liegt und einen sensationellen Ausblick über die Stadt und die Region bietet. Die Serpentinen, die sich um den steilen Berg schlängeln, legten wir im Auto zurück, was uns die verächtlichen Blicke hunderter durchtrainierter Freizeitsportler einbrachte, die den Berg als Fitnessstudio nutzen.

Als wir die Sportlermassen nach dem Sonnenuntergang auch auf dem Weg zurück nach unten unfallfrei umkurvt hatten, steuerten wir unseren Platz für die Nacht an: die örtliche BP-Tankstelle, die wir uns bis zum Morgen mit etlichen Truckerfahrern teilten. Dieser Umstand sorgte für interessante hygienische Verhältnisse auf der einzigen Toilette.

Der folgende Tag war dann für einen Besuch von Magnetic Island reserviert. Die Insel, die nur acht Kilometer vor Townsville liegt, ist das Zuhause von rund 800 wildlebenden Koalas, denen wir zu begegnen hofften – am liebsten allen auf einmal. Auf das Entgegenkommen der putzigen Viecher durften wir natürlich nicht hoffen, denn diese verstecken sich auf ihren geliebten Eukalyptusbäumen und schlafen dort fast den ganzen Tag. Also wurden wir detektivisch tätig: Für einen nicht allzu weiten Wanderweg zu durchaus sehenswerten Fortanlagen aus dem Zweiten Weltkrieg benötigten wir satte vier Stunden, weil wir immer wieder durchs Unterholz krochen und diverse Klettereinlagen einlegten. Im Ergebnis konnten wir vier Koala-Sichtungen verzeichnen! Eines der behäbigen Beuteltiere war sogar kurzzeitig wach und betrachtete uns mit Missfallen, wobei die Tierchen von Natur aus schon keinen freundlichen Gesichtsausdruck haben. Offenbar hatte der Koala den Entschluss gefasst, unseren Blicken durch den Umzug auf eine 20 Zentimeter entfernte Astgabel auszuweichen. Den Versuch brach er allerdings nach wenigen Sekunden völlig erschöpft ab, um anschließend wieder einzudösen.

Unsererseits betteten wir uns auf einer raststättenähnlichen Picknickanlage am Strand zur Ruhe, die mit den üblichen Rucksacktouristen gefüllt war. Deren Erkennungszeichen sind die Handtücher über den Autotüren und der immergleiche Campingtisch neben dem Fahrzeug. Um kurz vor sechs wurde ich am nächsten Morgen in meiner Oberbau-Schlafkoje unsanft aus dem Schlaf geschaukelt, weil sich unserer Auto in Bewegung gesetzt hatte. Sebastian kutschierte mich dromedarähnlich durch den Ort. Er versuchte so, tausende Mini-Fliegen loszuwerden, die sich auf Rumpelstilzchen niedergelassen hatten. Der Grund für den überfallartigen Insektenangriff blieb im Dunkeln, zumal alle anderen Camperfahrzeuge von den Fliegen komplett ignoriert wurden. Wir fügten sicherheitshalber den Tagesordnungspunkt „Duschen“ unserem Plan hinzu.

Unsere beiden Reiseführer, an denen wir uns sehr grob entlanghangelten, stellen wirklich jeden noch so kleinen Tümpel auf mindestens einer halben Seite vor. Eine wirkliche Attraktion ignorieren sie jedoch sträflich: die Wallaman Falls, mit 268 Metern der höchste Wasserfall Australiens. Dessen Anblick ist äußerst beeindruckend, und auch der Wanderweg zum unteren Ende des Wasserfalls war ein Highlight, zumal man dort unten auf großen Gesteinbrocken herumklettern konnte. Im Anschluss fuhren wir weiter nach Innisfail kurz vor unserem Endziel Cairns, wo wir auf einem netten Campingplatz endlich einmal wieder vernünftige sanitäre Anlagen nutzen konnten. Eine weitere Insektenplage blieb daraufhin aus.

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