Eine Woche vor Urlaubsende befanden wir uns nur noch rund 80 Kilometer vor unserem Reiseziel Cairns. Kurzerhand beschlossen wir, noch einen Abstecher nach Westen ins Landesinnere zu machen – ins berüchtigte Outback –, um uns Cairns dann nach einer etwa 900 Kilometer langen Schleife von Norden her zu nähern.

Auf dem Weg in die Pampa nahmen wir noch schnell die Millaa Millaa Falls mit, drei kleinere und ganz ansehnliche Wasserfälle in den Atherton Tablelands, und füllten dann unseren Tank randvoll, schließlich sind Tankstellen im Outback rar gesät. Um genau zu sein, ist dort eigentlich alles rar gesät, abgesehen von Mücken, bräunlichen Stachelgräsern und freilaufenden Kühen, die permanent auf der Piste herumstehen. Die wenigen Überlandstraßen sind nur bessere Feldwege und lediglich mit Allradantrieb befahrbar, der Postbote kommt einmal wöchentlich per Flugzeug und die wenigen Ortschaften liegen mitunter hunderte Kilometer voneinander entfernt und haben oft nur einige Dutzend Einwohner. Wie wir feststellten, gibt es aber interessanterweise in jedem noch so kleinen Kuhkaff eine Bibliothek; offenbar wird im Outback gern gelesen.

Unser Abstecher ins Nichts dauerte ziemlich genau zwei Tage, mit relativ straffem Durchfahren und einer Übernachtung in Chillagoe. Es versteht sich von selbst, dass wir die einzigen Touristen auf dem Campingplatz waren. Ein Biereinkauf am späten Abend im örtlichen Saloon folgte dem Drehbuch schlechter Westernfilme: Schlagartig verstummten beim Eintreten die Gespräche der wenigen Einheimischen an der Bar; dort ist das Auftauchen fremder Gesichter wohl eine Sensation. Wenn dort eine Jukebox gedudelt hätte, wäre die in diesem Moment mit Sicherheit ebenfalls ausgegangen.

Die Freude darüber, dass wir nach dem kleinen Outback-Abenteuer irgendwann wieder Asphalt unter den Rädern hatten, währte nur kurz. Denn wie wir feststellen mussten, war der rote Wüstenstaub durch die kleinsten Ritzen gedrungen und hatte sich großflächig im kompletten Innenraum und auf unseren Sachen verteilt. In einer mehrstündigen Aktion stellten wir unsere Fähigkeiten als Fahrzeugreiniger unter Beweis.

Am nächsten Tag musste unser Rumpelstilzchen schon nach wenigen Kilometern eine weitere Buckelpiste meistern: Wir näherten uns Cape Tribulation, der berühmten Landzunge an der Küste, wo Regenwald und Korallenriff aufeinandertreffen. Wir erkundeten das Gebiet am Nachmittag ein wenig und campten dann in Mossman, wo wir zur Abwechslung mal keinen Pool, sondern ein ganzes Schwimmbad nutzen konnten. Unsere Erleichterung, dass wir von der im November beginnenden Regenzeit bislang nichts mitbekommen hatten, versank an diesem Abend in Regengüssen biblischen Ausmaßes, die bis zum nächsten Morgen andauerten. Im Outback hätte uns das vor größere Probleme gestellt, weil dann ausgetrocknete Flussbetten schnell zu reißenden Strömen werden, doch so blieb es bei einer unruhigen Nacht.

Kurz vor Schluss begaben wir uns pflichtbewusst noch zur Mossman Gorge, einer vermeintlichen Schlucht inmitten tropischer Vegetation, die überregional als Touristenmagnet bekannt ist. Möglicherweise waren wir mittlerweile vom Regenwald übersättigt, aber wir waren uns einig, dass die Attraktion nicht unbedingt die Wurst vom Teller zieht. Der Wanderweg war wenig anspruchsvoll und auch für fußlahme Omas zu meistern, es gab fast nichts zum Rauf- und Runterklettern, und auch Tiere waren kaum zu sehen. Da außerdem nur sehr, sehr kleine Menschen hier mit viel Wohlwollen eine Schlucht erkennen können, lohnen sich unserer Ansicht nach die 9,50 Dollar für den kostenpflichtigen Bus vom Parkplatz zum Eingang nur dann, wenn man mit dem Regenwald bislang wenig in Berührung gekommen ist.

Anschließend ging es weiter nach Port Douglas, wo angeblich die Reichen und Schönen verkehren. Weil zumindest die Schönen offenbar den Ort verlassen hatten oder noch gar nicht angekommen waren, bot Port Douglas wenig Anlass für einen längeren Aufenthalt.

Bis Cairns war es dann nur noch ein Katzensprung, nach welchem auch unsere Nächte im Auto endeten, denn für die letzten zwei Übernachtungen hatten wir ein Hotel gebucht. Nach rund 3.600 Kilometern Fahrstrecke gönnten wir uns noch zwei relativ faule Tage mit Zuckerrohrsaft, Umherschlendern und Poolgeplansche, bevor wir unsere anderthalbtägige Rückreise ins 30 Grad kältere Berlin antraten.

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