Auf dem Hinflug waren sie wieder, unsere drei Probleme. Wobei zwei davon eher Lutz betrafen. Denn den hat es bisher immer getroffen. Warum sollte es diesmal auch anders sein? Bei seinem Monitor, den wir in unserer Sitzreihe aus der Armlehnen herausklappen mussten, war die Federung nicht mehr die beste, sodass er sich immer wieder nach unten neigte. Das machte das Schauen von Filmen etwas kompliziert, da man ja nicht die ganze Zeit das Display festhalten möchte. Das Problem konnte aber behoben werden: Mit etwas Klebeband vom Kabinenpersonal war es recht schnell gelöst. Jetzt konnte es losgehen, doch da musste er feststellen, dass er seine passenden Kopfhörer für das Flugzeug vergessen hatte. Kein Problem, schließlich wurden ja welche ausgeteilt. Diese dann reingesteckt, und der Unterhaltung auf diesem zehnstündigen Flug stand eigentlich nichts mehr im Wege. Doch nach kurzer Zeit musste er feststellen, dass die Qualität dieser Kopfhörer so schlecht war, dass man nur ganz schlecht die Stimmen der Schauspieler verstehen konnte. Auch ein Austausch brachte kein Erfolg. Somit klappte er den Monitor wieder ein und es war ihm nicht vergönnt, den ausgewählten Film zu schauen. Aber solche Probleme sind halt nicht neu.
Das dritte Problem stellte ich bei mir fest. Ich hatte mal wieder meine Flip Flops vergessen. Da ich bei Temperaturen jenseits der 30 Grad nicht wirklich Lust habe, mit Schuhen umherzulaufen, mussten wir nach Ankunft gleich mal einen Abstecher in eine Mall machen. Das haben wir mit unserem GMC Terrain auch gleich gemacht. Wir hätten das auch ganz edel in einem Ford Mustang Cabrio machen können, den uns die Dame von der Verleihstation ebenfalls zu Auswahl gestellt hatte, doch nach kurzem Überlegen haben wir gepasst. So schön das Angebot auch war, hätten wir das Dach wahrscheinlich so gut wie nie geöffnet, da bei diesen heißen Temperaturen und der knallenden Sonne es nicht wirklich Spaß gemacht hätte.
Mit den Flip Flops an den Füßen sind wir dann endlich zu unserem Hotel gefahren. Nach einer Abkühlung im Pool ging es dann am Abend in Richtung Downtown Las Vegas, um beim Heart Attack Grill etwas zu essen. Leider hat niemand von uns über 158 Kilogramm gewogen, sonst hätte derjenige sein Essen kostenlos bekommen. Wir hatten aber genug Bargeld dabei, um dieses auch selbst bezahlen zu können. Ich habe mir einen Single Bypass Burger bestellt und Lutz einen Double Bypass Burger. Er hatte anscheinend großen Hunger vor lauter Filmentzug beim Flug. Als wir unsere Burger bekamen, war Lutz nicht mehr ganz so begeistert. Das Teil war nämlich nicht gerade klein. Doch zum Glück hat er seinen noch gerade so geschafft. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte er sich auf den ein oder anderen Schlag auf sein Hinterteil mit der Lederpeitsche freuen können. Doch dies war zum Glück einigen anderen vor Ort vorbehalten. Mit vollem Magen und schon sehr kleinen Augen ging es dann in Richtung Hotel, um nach 28 Stunden mal etwas Schlaf zu bekommen.
Leider hat mein Körper gedacht, dass er nach nur dreieinhalb Stunden wieder aufwachen könnte und nicht mehr weiterschlafen müsse. Denn in Deutschland wäre es ja schließlich schon 12:30 Uhr. Scheißegal, dass Deutschland uns neun Stunden voraus ist. Es ist halb vier Uhr morgens und ich möchte schlafen. Doch egal wie sehr ich versuchte zu schlafen, es hat nicht geklappt. Lutz ging es aber nicht viel anders. Somit haben wir uns dann halt bis zum Frühstück irgendwie beschäftigt, um dann im Anschluss ein wenig den Strip entlangzulaufen und uns das ein oder andere Hotel mit integriertem Casino anzuschauen. Doch bevor ich selbst meine 100 $ in einem solchen auf den Kopf kloppen wollte, ging es an einen Ort, wegen dem ich eigentlich wieder nach Las Vegas wollte. Das war nämlich die Sphere. Das ist die größte kugelförmige Halle der Welt, wo die komplette Außenfläche mit knapp 58 Millionen LEDs ausgestattet ist, worüber die ganze Zeit die unterschiedlichsten Animationen gezeigt werden. Doch auch von innen war es super. Auf dem ersten 16K-LED-Display der Welt konnte man auf 15.000 m² atemberaubende Naturaufnahmen bestaunen. Es war ein Gefühl, als würde man in einem Raumschiff sitzen, welches durch diese Landschaften fliegt. Auch konnte man vor dieser 45-minütigen Reise mit fünf lebensechten humanoiden Robotern interagieren. Diese heißen Aura und beantworten einem entweder Fragen oder erklären auditiv die 3D Audio Beamforming. Damit kann man bestimmte Audiosignale ganz gezielt nur an einem bestimmten Ort hören lassen. Es war also bei einem Lied an einer bestimmten Stelle nur möglich, zum Beispiel die Gitarre zu hören. Und ein paar Schritte weiter war die Gitarre nicht mehr zu hören, sondern nur noch das Klavier. Das war schon faszinierend.
Mit so viel neuen Eindrücken haben wir uns dann entschieden, mal endlich das in Las Vegas zu machen, wofür es bekannt ist: ins Casino gehen und etwas Geld zu gewinnen oder zu verlieren. Ich habe das mit meiner „Strategie“ bei Roulette versucht. Die ersten 20 $ wurden langsam weniger, bis ich die nächsten 20 $ nachschieben musste. Doch dann ging es los. Ich wurde mit meinen Wetten immer besser. Ich hatte sogar dreimal die richtige Zahl dabei gehabt. Ich war auch kurz mal bei gut 120 $. Doch als es dann mal wieder etwas bergab ging und wir ja noch zum Strat Tower wollten, habe ich mich bei 100 $ auszahlen lassen. Also einen Gewinn von 60 $ oder auch 150 %. Lutz war auch auf der Gewinnerseite. Er hat aus seinen 20 $ am Ende 27,50 $ gemacht.
Mit diesem Glücksgefühl ging es dann in Richtung Stratosphere Tower auf die ungefähr 280 Meter hohe Aussichtsplattform, um den Sonnenuntergang und Las Vegas bei Nacht von oben zu sehen. Doch nur für die Aussicht sind wir nicht dort hochgefahren. Denn die Attraktion „Big Shot“ musste definitiv mitgenommen werden. Denn wenn man sich auf dieser Höhe noch einmal weiter 40 Meter in die Höhe katapultieren lässt, ist das schon ein absolut geiles Gefühl. Schließlich ist man am oberen Punkt ganz kurz dem Gefühl der Schwerelosigkeit ausgesetzt.
Am nächsten Tag ging es für Lutz um 11 Uhr zu einem Pokerturnier. Ich habe damit ja nur sehr wenig am Hut, sodass ich dort parallel die Zeit mit Roulette verbracht hatte. War ja am Tag zuvor auch ganz gut gelaufen. Es verlief auch wieder ganz ähnlich. Die ersten 20 $ waren nach einiger Zeit wieder weg und ich musste die nächsten 20 $ nachschieben. Und dann habe ich es wieder richtig gut getroffen. Nach ungefähr zwei Stunden war ich wieder bei über 100 $ angekommen. Leider konnte Lutz nie so genau sagen, wie lange er noch bleibt, da er sich von Runde zu Runde immer noch ganz wacker gehalten hat. Er meinte aber auch, dass ich jederzeit fahren könne und er zu Fuß die knapp 5 Kilometer zurücklaufen würde. Da ich ja nur mit meinem Gewinn von 60 $ aus dem Tag davor gespielt habe, hatte ich ja keinen Verlust mehr zu befürchten. Und langsam wollte ich auch irgendwie aufhören. Doch weder Lutz hat mir mit seinem Ausscheiden aus dem Turnier einen Anlass dazu gegeben, noch ich mit einem kompletten Verlust der 60 $. Doch dann habe ich mir gedacht: Alles oder nichts. Ich habe zu diesem Zeitpunkt die bis dahin erspielten 100 $ komplett auf Farbe gesetzt. Denn wenn ich daraus 200 $ gemacht hätte, wäre ich ausgestiegen und bei 0 $ hätte sich das ja auch von alleine gelöst. Leider kam nicht die Farbe, auf die ich gesetzt hatte, sodass aus den 100 $ ganz schnell 0 $ geworden sind. Kurz darauf kam Lutz in seiner Pokerpause zu mir und hat das mitbekommen. Er sagte dann, dass ich ruhig schon gehen könne und die letzten 20 $ meines gestrigen Gewinns doch lieber sicher behalten soll. Als er dann wieder zu seinem Turnier musste, habe ich diese 20 $ wieder eingezahlt und mir erneut gesagt: Alles oder nichts. Ich habe damit weiterhin meine Strategie gespielt, doch diesmal war jeder Einsatz All-in. Mein erster Einsatz mit den 20 $ klappte. Somit waren es nun 40 $. Mein zweiter Einsatz machten aus meinen 40 $ doch glatte 80 $. Nun musste ich kurz mal verschnaufen. Mein Puls war sehr gut spürbar. Ich hatte somit eigentlich mit meinem Gewinn wieder 20 $ Gewinn gemacht. Es war ein guter Zeitpunkt, erneut mit Gewinn auszusteigen. Außerdem war mit meiner Strategie auch gerade keine wirkliche Tendenz einer Farbe zu erkennen. Ich musste hin und her überlegen, ob ich den Versuch starten werde, aus den 80 $ nun 160 $ zu machen oder es zu lassen. Doch dann kam wieder ein guter Zeitpunkt. Ich habe eine bestimmte Konstellation abgewartet und sie kam. Dann habe ich erneut alles auf eine Farbe gesetzt. Mein Herz schlug bis zum Hals, als ich den Einsatz nicht mehr vom Tisch nehmen konnte. Ich bin aufgestanden, als die Kugel in den Kessel geschossen wurde und ihre Runden drehte. Ich habe die Kugel mit meinen Augen verfolgt. Sie fiel nun in den drehenden Teller. Sprang ein wenig hin und her und landete bei meiner Farbe. Ich habe gefeiert und auf Auszahlung gedrückt. Somit wurden an diesem Tag aus 60 $ ganz geschmeidige 160 $. Somit habe ich aus meinen 100 $ am Ende 260 $ gemacht. Sind 160 % Gewinn innerhalb von zwei Nachmittagen. So kann es sich doch gut gehen lassen. Als ich dann auf dem Weg Richtung Auto war, rief Lutz mich auch an und wollte wissen, ob ich noch da bin. Er war leider ausgeschieden und musste das Casino bei seinem Pokerturnier ohne einen Gewinn verlassen.
Er hat es sportlich genommen. Nachdem wir was essen waren, ging es dann auch noch zur Show von David Copperfield ins MGM Grand. Mit sehr vielen Fragezeichen über dem Kopf, wie er es unter anderem geschafft hatte, diverse Sachen aus dem Nichts heraus erscheinen zu lassen, sind wir zwar wirklich zu keinem Ergebnis gekommen, doch mit einem letzten Gang über den Strip haben wir uns dann doch mit den vielen Eindrücken davon ablenken können, etwas lösen zu wollen, was wahrscheinlich für uns nie wirklich lösbar ist.
Am nächsten Tag ging es in Richtung Süden. Raus aus der Großstadt und rein in die Einsamkeit. Es ging in die Mojave Wüste. Um es ganz genau zu sagen: in die Kelso Dünen. Die Idee an sich war eigentlich gar nicht so schlecht. Aber die Temperaturen dazu machten es vielleicht irgendwie auch zu einer dummen Idee. Doch wir haben uns dieser trotzdem angenommen. Nur um es etwas genauer zu erläutern: Wir sind mitten in einer Wüste, es sind ungefähr 45 Grad, die Sonne scheint gnadenlos auf einen herunter, es befindet sich keinerlei Wolken am Himmel, und in solchen Sanddünen sind auch keinerlei schattenspendende Bäume oder ähnliches vorhanden. Doch wir habe es gemacht. Es war super gewesen. Zum einen super anstrengend, solche Sanddünen hinauf zu laufen, und zum anderen super beeindruckend, wenn man es endlich geschafft hat und von dort oben die Aussicht genießen kann und ein klein wenig das Gefühl bekommt, wie sich das anfühlt, in einer wirklichen Wüste zu sein. Wir sind aber zum Glück nicht verdurstet, da wir an Wasser gedacht haben. Wir haben auch trotz der krassen Gegebenheiten keinen Hitzeschock oder ähnliches davongetragen. Somit ist alles gut gewesen.
Auf dem Weg nach Lake Havasu City ging es so weiter, wie es seit dem Verlassen von Las Vegas aufgehört hat: Wir waren umgeben von Einöde, die einer Mondlandschaft ähnelte. Was wir sehr oft gesehen haben, sind Güterzüge mit weit über hundert Waggons, die mitten durch diese Wüste fahren. Aber teils auch einfach nur stehen. Dasselbe Bild war auch am nächsten Tag in Richtung Joshua Tree Nationalpark zu beobachten.
Wenn man während der Fahrt nebenbei die karge und doch faszinierende Umgebung anschaut, verliert man auch sehr schnell seine Geschwindigkeit aus den Augen. Aber hin und wieder ist doch ein Blick im Rückspiegel dabei. Da fiel mir ein schwarzes Auto hinter uns auf. Es hatte vorne einen ordentlichen Stoßfänger, an den Seitenspiegeln zusätzlich Strahler und auf dem Dach ein paar Antennen. Ich sagte zu Lutz, dass dieses Auto sehr nach einem Polizeiwagen ausschaut. Doch er war sich da nicht so sicher, weil auf dem Dach keinerlei Blaulicht war. Aber das hat ja in den USA nichts zu heißen, denn die Polizeiautos hier haben ihre Lichter, um sich erkennen zu geben, fast überall verteilt. Ich habe natürlich erst einmal auf unseren Tacho geschaut, ob ich eventuell zu schnell bin. Doch von den maximal erlaubten 55 Meilen pro Stunde (mph) bin ich nach einigem Kopfrechnen auf 50 Meilen gekommen (Kopfrechnen deshalb, weil unser Auto ausschließlich km/h anzeigt. Das haben wir aber erst so richtig gemerkt, als wir uns anfangs wunderten, warum alle Autos an uns so schnell vorbeigefahren sind, denn 35 mph sind weitaus mehr als 35 km/h). Doch kaum hatte ich mich wieder ganz entspannt aufs Fahren konzentriert, sah ich einige blaue und rote Leuchten aus dem Wagen hinter uns, und ich habe mich innerlich gefreut, denn Polizeikontrollen waren bisher immer recht interessant. Ich bin auch brav rechts ran gefahren und habe meine Hände auch gut sichtbar am Lenkrad positioniert. Wir wurden vom Polizisten darauf hingewiesen, dass wir doch etwas langsam unterwegs seien. Er habe angeblich durchschnittlich 43 mph während der letzten drei Meilen gemessen. Kann mir zwar nicht erklären, wie er darauf kam, doch vielleicht ist die Toleranz der Messgeräte hier etwas größer. Nachdem er sich meine Führerscheinnummer auf seinem kleinen Zettel notiert hatte, durften wir weiterfahren, mit dem Hinweis, bitte die erlaubte Geschwindigkeit zu fahren, da man sonst doch etwas den Verkehr aufhält.
Am Nationalpark angekommen, gab es auch wieder ein paar positive Dinge. Es waren keine 46 Grad mehr wie am Tag zuvor, und das noch weit nach 17 Uhr, und wir hatten diesmal auch etwas mehr Schatten. Denn nachdem ich mich am Tag zuvor für die Dünen entschieden hatte, hat Lutz sich die „Hall of Horrors“ entschieden. Das sind riesige Felsbrocken, die kleine Bergformationen bildenm in denen es an einigen Stellen möglich ist, durch schmale Schluchten oder Öffnungen hindurchzukriechen. Bis fast ganz nach oben auf den Berg. Dabei sollte man definitiv keinerlei Platzangst haben und auch ein klein wenig den Mut zum Risiko wagen. Das ganze ist definitiv eine Empfehlung. Hast du sehr gut ausgesucht, Lutz.
richtig tolle Fotos!
Aber ich lache immer noch: Angehalten wegen zu langsam
Ich musste an der gleichen Stelle lachen wie Steffi 😀 sieht toll aus bei euch … und klingt echt interessant! Und ich bin stolz auf euch was eurer Aussteigen im Casino angeht – ich hatte Schlimmes befürchtet 😉