Nach der Ankunft in Nha Trang und dem Einchecken im Hotel gab es gleich zwei Dinge, die im Vergleich zu Saigon positiv aufgefallen sind. Zum einen die Fahrstühle. Auch hier gab es drei, aber im Gegensatz zu Saigon funktionierten tatsächlich alle drei – und das sogar gleichzeitig. In Saigon war einer dauerhaft außer Betrieb, der Zweite hat wenigstens funktioniert, doch bei knapp 30 Etagen konnte es gerne mal eine Viertelstunde dauern, bis man unten oder auch oben angekommen ist. Und der dritte hatte einfach nur mal hin und wieder funktioniert.

Der zweite große Unterschied war der Pool. In Saigon war der zwar theoretisch vorhanden, praktisch aber nie geöffnet. Egal zu welcher Uhrzeit wir hingekommen sind, immer gab es irgendeine neue Erklärung, warum er gerade wieder gesperrt war. Hier in Nha Trang war er dagegen offen und einsatzbereit.

Am Abend sind wir noch ein wenig durch die Stadt gelaufen und haben endlich wieder einen Stand mit frittierten Bananen entdeckt. Das ist für mich ganz klar die Nummer eins unter den vietnamesischen Snacks. Außen knusprig, innen weich, einfach genial. Am nächsten Tag haben wir uns natürlich gleich wieder welche geholt, bevor wir uns zwei Motorroller ausgeliehen haben.

Nha Trang selbst erinnert ein bisschen an Miami: viele Hochhäuser, Strand, Party, Hotels. Um dem Trubel zu entkommen, zog es uns raus aus der Stadt. Die Fahrt war richtig schön. Unterwegs hielten wir immer mal wieder an. Bei einem Fotostopp am Straßenrand hat uns ein älterer Mann auf Vietnamesisch angesprochen, wir haben aber leider kein Wort verstanden, selbst die Kommunikation mit Händen und Füßen brachte nicht den gewünschten Erfolg. Kurz darauf kamen zwei Jungs auf ihren Rollern angefahren, vielleicht zehn oder elf Jahre alt, und wollten sich unbedingt mit uns unterhalten. Viele Hände und Füße waren auch dabei notwendig. Aber wir haben verstanden, dass sie auf dem Weg zu Schule waren.

Nachdem wir dann weiter in Richtung Berge unterwegs waren, wollten wir eigentlich einen Wasserfall finden, der uns empfohlen wurde. Also sind wir immer weiter gefahren, vorbei an Reisfeldern, kleinen Dörfern und dichtem Grün. Den Fluss, der sich durch die Hänge schlängelte, konnten wir gut sehen, aber den angeblich so schönen Wasserfall haben wir einfach nicht gefunden. Stattdessen wurde die Straße immer schlechter. Ein Schlagloch neben dem anderen, bis es irgendwann keine Straße mehr war, sondern eher ein Weg, der sich zufällig in die richtige Richtung schlängelte, in die wir gefahren sind.

Irgendwann sind wir bei einem Park mitten im Dschungel gelandet, in dem es Ziplines durch die Baumwipfel gab. Wenn wir schon keinen Wasserfall gefunden haben, dann eben das. Also sind wir in die Gurte gestiegen und ab in die Bäume. Mit dabei waren unsere beiden Guides, zwei völlig durchgeknallte, aber supernette Russen. Mit denen haben wir in den Wipfeln ordentlich Spaß gehabt, von Baum zu Baum, von Plattform zu Plattform.

Mittendrin fing es dann langsam an zu regnen. Erst ein paar Tropfen, dann ein ordentlicher Schauer, bis es schließlich in Strömen gegossen hat. Aber was willst du da oben machen? Ponchos wurden uns zwar angeboten, aber wir haben dankend abgelehnt. Von außen Regen, von innen Schweiß – nass ist nass. Also haben wir uns einfach weiter durch die Wipfel bewegt, bis wir irgendwann völlig durchnässt wieder unten ankamen.

Nachdem der Regen dann endlich aufgegeben hatte, haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Dabei habe ich meinen Roller mal ordentlich ausgefahren, bis auf gute 90 km/h. Wahrscheinlich wäre noch mehr gegangen, aber das hat erstmal gereicht. Ich habe dann wieder mal angehalten, um auf Lutz zu warten. Doch auch nach fünf Minuten habe ich ihn nicht an mir vorbeifahren sehen. Also habe ich das gemacht, was man in solchen Momenten eben tut: umgedreht und geisterfahrermäßig die Strecke wieder zurückgefahren. Bis zu dem Punkt, wo ich ihn vor ungefähr zwei Kilometern das letzte Mal gesehen habe. Habe nur gehofft, dass ich ihn jetzt nicht irgendwo von der Straße aufkratzen muss. Doch leider Fehlanzeige. Dann wieder mit Vollgas zurück. Vielleicht finde ich ihn ja noch irgendwo. Und so war es auch. Er stand ungefähr hundert Meter hinter dem Punkt, wo ich auf ihn gewartet habe. Wir haben beide gelacht, da er nämlich auch auf mich gewartet hatte, weil er mich wartend gesehen hatte und dachte, dass ich ihn auch wahrgenommen habe, als er an mir vorbeigefahren ist. Doch bei den zig Rollern habe ich ihn irgendwie übersehen.

Zurück in der Stadt war dann wieder Konzentration angesagt, denn im dichten Verkehr ist Rollerfahren nochmal ein ganz eigenes Abenteuer. Wir haben die Roller aber sturzfrei zurückgebracht.

Nach der Ankunft in Tuy Hòa am nächsten Tag haben wir bei der Ankunft erstmal das Hotel angeschaut. Besonders von der Dachterrasse aus mit ihrem Pool hatten wir eine super Aussicht über die Gegend. Nach einer kurzen Abkühlung im Pool liehen wir uns wieder Motorroller aus und fuhren in die Stadt. Als wir dann dort durch die Straßen liefen, fiel uns relativ schnell auf, dass hier unglaublich viele Eltern mit ihren Kindern unterwegs waren. Vielleicht liegt es am Wochenende, vielleicht ist es hier einfach so, aber so viele Familien auf einmal haben wir bisher in Vietnam noch nicht gesehen.

Was uns besonders gefreut hat, war die Freundlichkeit der Leute. Egal wo wir entlanggegangen sind, wurde wir angelächelt und gegrüßt. Hauptsächlich von Jugendlichen und Kindern. Die Kleinen im Supermarkt haben uns neugierig angesehen, als wären wir Besucher von einem anderen Planeten. Das herzliche und freudige „Hallo“ kam einfach aus sehr vielen Richtungen. Und wir haben uns jedes Mal gefreut, wenn uns wieder jemand zugewunken hat. Natürlich haben wir auch jedesmal zurückgegrüßt. Es ist uns auch woanders aufgefallen, doch nicht in dieser Häufigkeit.

Am nächsten Tag hatten wir uns eigentlich eine ganze Menge vorgenommen. Doch als wir morgens aus dem Fenster sahen, war der Plan schnell dahin. Es regnete. Und das nicht nur ein bisschen. Erst dachten wir noch, das legt sich gleich wieder, aber auch zwei Stunden später prasselte es immer noch munter weiter. Also haben wir beschlossen, den Tag einfach zum Gammeltag zu erklären.

Wir haben rumgelegen, nichts wirklich Produktives gemacht und einfach mal entspannt. Als der Regen am Nachmittag dann endlich etwas nachließ, sind wir doch noch ein bisschen durch die Stadt gefahren, ganz gemütlich, ohne Ziel. Es war genau der richtige Kontrast zu den Tagen davor. Obwohl! Am Abend wurde es nochmal etwas anstrengend. Wir sind mit dem Roller wieder mal die nahezu leere vierspurige Straße entlang gefahren, als auf einmal der Roller hinten zur Seite driftete. Ich habe ihn bis zum Stillstand noch gut gefangen bekommen, so dass wir nicht mit Sturzwunden vom Hubschrauber abgeholt werden mussten. Zum Glück war die Verleihstation nur knapp zwei Kilometer entfernt. Den Roller haben wir dann abwechselnd bis dahin geschoben bekommen. Also doch noch etwas Anstrengung am Abend.

Neuer Tag, neues Glück! Das Wetter zeigte sich diesmal von der allerbesten Seite. Mit einem neuen Roller unterm Hintern ging es dann auch ab Richtung Norden zu den Basaltsäulen von Gành Đá Đĩa. Angefangen auf einer gut ausgebauten und kaum befahrenen Straße über Landstraßen, die einem Schweizer Käse ähnelten, bis hin zu Trampelpfaden, die an vielen Stellen unter Wasser standen, war auf der Fahrt alles dabei.

Auf dem Weg lag auch eine mehrere hundert Meter lange Holzbrücke. Auf den ersten Blick sah sie eher aus wie ein wackeliges Kunstprojekt als eine Brücke. Sie bestand aus unzähligen in den Fluss gerammten Pfosten, auf denen Bretter verschraubt waren. Da die Vietnamesen dort zu Fuß, mit Rollern und sogar kleinen Lasten über dieses Bauwerk fuhren, konnte es ja nicht allzu schlimm sein. Auf die Roller, fertig, los! Es hat erstaunlich gut funktioniert und auch richtig Spaß gemacht, aber an der einen oder anderen Stelle fragte man sich schon, warum hier noch keiner eingebrochen ist.

Auf der anderen Flussseite angekommen, ging es weiter Richtung Wasserfall. Die Strecke zog sich endlos, und irgendwann hatte man das Gefühl, der Weg selbst wäre das eigentliche Ziel. Nach einer halben Ewigkeit kamen wir endlich an. Der Wasserfall lag versteckt in einem kleinen Tal, und als wir ankamen, waren wir die einzigen Besucher. Kurz darauf tauchten zehn Jugendliche auf und verwandelte den Ort sofort in eine Kulisse für ein Fotoshooting. Ich weiß nicht, wie viele hundert Bilder da entstanden sind, aber ins Wasser wollte, bis auf einen, niemand.

Wir haben das Schauspiel noch eine Weile beobachtet, uns dann wieder auf die Roller geschwungen und den Rückweg angetreten. Als wir endlich wieder im Hotel ankamen, standen auf dem Tacho rund 120 Kilometer mehr als vorher.

Wir waren gerade mal ne Stunde wieder da, klopfte es auf einmal an unserer Tür. Wir öffneten, und vor uns standen eine Dame und ein Herr. Die hatten jeder einen Teller mit Leckereien in der Hand. Auf einem stand „Happy Birthday“. Ich dachte zuerst, dass die sich irgendwie im Zimmer geirrt hätten, doch dann fiel mir ein, dass Lutz ja am nächsten Tag Geburtstag hat. Das war eine absolut positive Überraschung. Das Hotel macht seinen Job sehr gut.

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